Der Kinderschutzbund Orts und Kreisverband Marburg-Biedenkopf e. V.

1969 wurde der Marburger Kinderschutzbund von engagierten Marburger Bürgern gegründet. Frau Dr. Runkel-Storch, pensionierte Jugendrichterin, übernahm den Vorsitz.

1973

Im Jahre 1973 übernahm der Kinderschutzbund die Trägerschaft der Spiel- und Lernstube der Bürgerinitiative Soziale Fragen (BSF) in der Friedrich-Ebert-Straße. Im gleichen Jahr gründete Frau Lorenz, Vorsitzende Sozialdienst Katholische Frauen, die Spiel- und Lernstube Waldtal. Anfangs in einer leerstehenden Waschküche, später in geeigneten Räumen im St.-Martin-Haus. Kinder mit schwierigem familiären Hintergrund wurden hier durch ausgebildete Sozialpädagogen am Nachmittag bei den Hausaufgaben betreut und bekamen sinnvolle Spielangebote.

Ebenfalls im Jahr 1973 wurde die Spielstube am oberen Richtsberg aufgebaut. In der Spielstube am Richtsberg wurde Müttern die Möglichkeit gegeben, ihre Kleinkinder ab 2 Jahren bis zum Eintritt in den Kindergarten in liebevolle Betreuung zu geben. An je zwei Vormittagen in der Woche wurden die Kinder in den ersten Jahren in ehrenamtlicher Arbeit, später von einer ausgebildeten Erzieherin auf den Kindergarten vorbereitet.

Diese Einrichtungen existieren noch heute in weiterentwickelter Form. Die Spielstube am Richtsberg ist ein sehr stark nachgefragtes Angebot und es hat sich gezeigt, dass trotz des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz die Spielstube ihre Berechtigung hat, da gerade Kinder mit Migrationshintergrund hier einen Einstieg in die deutsche Sprache finden und für Einzelkinder soziale Kontakte im frühen Alter immer wichtiger werden.

Die Spielstube im Waldtal hat sich zu einer tragenden Einrichtung in der Kinder- und Jugendarbeit des Waldtals entwickelt. Bis zu 30 Kinder werden direkt im Anschluss an die Schule in einer großen Wohnung mit einem selbstgekochten Mittagessen versorgt, erhalten Hausaufgabenbetreuung - zum Teil in Einzelbetreuung. Die Beteiligung der Kinder bei der Gestaltung des Nachmittages oder der verschiedenen Freizeiten und Ferienangebote ist ein wichtiges Anliegen der drei ausgebildeten Erzieherinnen. 1998 gab der DKSB diese Einrichtung in Hände des AKSB, da die finanzielle und konzeptionelle Neuordnung der Gemeinwesenarbeit in Marburg einen solchen Schritt als sinnvoll erscheinen ließ.

Neben dieser Arbeit entwickelte sich die Beratungsarbeit des Kinderschutzbundes von einem ehrenamtlichen Beratungsangebot zu einer mit hauptamtlichen Fachkräften besetzten Familienberatungsstelle mit dem Schwerpunkt Gewalt gegen Kinder.

1989

1989 konnten wir einen kleinen Beratungsraum im Stadtteil Weidenhausen beziehen. Dort haben wir als offenen Treff für Eltern und Kinder, das sogenannte "Mittwochskaffee - Offener Treff für Eltern und Kinder" eröffnet sowie eine Spielstube für Aussiedlerkinder. Beide Angebote wurden durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen betreut. Eine Mitarbeiterin, die wir aufgrund einer ABM gewinnen konnten, baute in einer Vollzeitstelle und mit Unterstützung mehrerer ehrenamtlicher MitarbeiterInnen eine Beratungsstelle auf.

1991

Ende 1991 wurde auf Initiative des Kinderschutzbundes und unter seiner Leitung der Arbeitskreis "Keine Gewalt gegen Kinder" gegründet. Der Arbeitskreis wurde vom Landkreis Marburg-Biedenkopf mit einer BSHG19-Maßnahme unterstützt. In diesem Arbeitskreis arbeiteten Institutionen aus dem Bereich der Justiz und der Polizei mit den Jugendämtern aus Kreis und Stadt sowie allen helfenden Institutionen, die in irgendeiner Form mit dem Thema Gewalt gegen Kinder Berührung hatten, zusammen. Ziele des Arbeitskreises: persönliches Kennenlernen der Institutionen untereinander sowie der verschiedenen Kompetenzen und Arbeitsweisen, Erarbeiten von Richtlinien für ein gemeinsames Vorgehen in Fällen von Gewalt gegen Kinder, gemeinsame Fortbildungen sowie die Erarbeitung eines Handbuches der Anlaufstellen. Dieser Arbeitskreis arbeitete bis 1997 konstruktiv zusammen. Die Finanzierung der administrativen Begleitung dieses Arbeitskreises war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gewährleistet und wurde ehrenamtlich durch die Vorsitzende des Kinderschutzbundes weitergeführt. Da keine andere Organisation bereit war, diese Arbeit fortzuführen, ruhte der Arbeitskreis, um bei Bedarf wieder zusammen zu treten. Im Jahre 2002 wurde der Arbeitskreis unter Federführung der Frauenbeauftragten von Kreis und Stadt im Rahmen der Einführung des Gewaltschutzgesetzes wieder ins Leben gerufen. Auch hier war der Kinderschutzbund eine der vier Organisationen, die bereits ein Jahr vorher die Grundlagen zur Institutionalisierung und finanziellen Absicherung dieses neuen Arbeitskreises geschaffen haben.

1993

Im Jahre 1993 wurde durch die Professionalisierung der Beratungsstelle ein Umzug in größere Räumlichkeiten notwendig. In den Räumen in der Uferstraße konnten wir endlich eine zweite Beratungskraft einstellen. Da unsere Beratungsrichtlinien vorgeben, dass insbesondere in Fällen von sexueller Gewalt eine männliche und eine weibliche Beratungskraft zur Verfügung stehen müssen, war dies auch eine Vorgabe, um Landesmittel aus dem Haushaltstopf "Keine Gewalt gegen Kinder" zu erhalten.

Im Rahmen der Familienberatungsstelle wurde 1995 ein Spielkreis für Flüchtlingskinder aus Bosnien ins Leben gerufen, den Studentinnen aus dem Fachbereich Pädagogik unter Anleitung einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin gestalteten.

1996

Seit 1996 hat der Kinderschutzbund Marburg begonnen, Erziehungskurse für Eltern durchzuführen. Diese Kurse wurden nach der Einführung des § 1631 BGB "Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung" im Jahre 2002 durch die Bundesregierung als Elternkurs "Starke Eltern - starke Kinder®" als Präventionsmaßnahme zum o.g. Gesetz gefördert. Der Kinderschutzbund Marburg hat sich wie viele andere Kinderschutzverbände darum bemüht, Kooperationspartner für die Verbreitung einer solchen Elternschulung zu finden. In Zusammenarbeit mit der ev. Familienbildungsstätte und Freien Mitarbeitern, die von uns ausgebildet wurden, bieten wir diese Kurse jetzt im gesamten Landkreis an. Für Teilnehmer dieser Erziehungskurse bieten wir zukünftig offene Elternabende zur Vertiefung bestimmter Themen an. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Erweiterung der Erziehungskompetenz von Eltern.

1998

Grundlage unserer Arbeit ist die UN-Konvention über die Rechte der Kinder. In dieser Konvention ist festgelegt, dass alle Kinder ein eigenes Recht auf Beratung haben. Um Kindern und Jugendlichen eine kindgerechte Möglichkeit der Beratung anzubieten hat der Kinderschutzbund im Jahre 1998 ein Kinder- und Jugendtelefon aufgebaut. Ehrenamtliche MitarbeiterInnen, die von uns in einer intensiven Ausbildungsphase zu TelefonberaterInnen ausgebildet werden, stehen Kindern und Jugendlichen von Montag bis Freitagnachmittag von 14.00 bis 20.00 Uhr als Ansprechpartner für große und kleine Probleme zur Verfügung. Die Richtlinien für dieses Angebot werden von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendtelefone (Nummer gegen Kummer) vorgegeben. Dieses Angebot wird von den Kindern und Jugendlichen stark genutzt.

Seit 2006 befindet sich die Geschäfts- und die Familienberatungsstelle des Kinderschutzbundes Marburg-Biedenkopf e.V. in der Universitätsstr. 29.

Die nunmehr über 50jährige Geschichte des Kinderschutzbundes Marburg zeigt, dass wir nie mit dem Gegebenen und Erreichten zufrieden waren. Wir haben es uns als Ziel gesetzt, den wachsenden politischen und gesellschaftlichen Anforderungen stets gerecht zu werden und Kindern und Jugendlichen in der sich ständig veränderten Gesellschaft ein kompetenter Partner und Ansprechpartner zu sein. Wir verstehen es als unsere Aufgabe mit den Anforderungen zu wachsen.